Wie liebt ein Narzisst? Die bittere Wahrheit über narzisstische „Liebe“
- Marion Schimmelpfennig

- 16. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

In meinen Coachings zu narzisstischem Missbrauch taucht eine Frage immer wieder auf: Wie kann ein Mensch so sein? Wie kann jemand, der sagt, dass er mich liebt, mir gleichzeitig so viel Schmerz zufügen?
Diese Frage ist quälend, weil sie mit unserer eigenen Logik gestellt wird. Wir messen mit den Maßstäben unserer Liebe: Wenn ich jemanden liebe, will ich ihn nicht verletzen. Doch genau hier liegt die Falle – wir wenden eine Logik an, die beim Narzissten nicht existiert!
Was ein Narzisst unter „Liebe“ versteht
Ein Narzisst liebt nicht im Sinne einer reifen, gegenseitigen Bindung. Seine „Liebe“ ist funktional. Sie dauert so lange, wie du ihn spiegelst, bewunderst, versorgst und seine innere Leere füllst. Sobald du eigene Bedürfnisse hast oder dich abgrenzt, empfindet er Nähe nicht mehr als Bereicherung, sondern als Bedrohung.
In diesem Moment tritt sein Schutzsystem in Kraft – ein System, das er früh im Leben entwickelt hat, um eigene Verletzungen nicht spüren zu müssen. Für dich wirkt es, als würde er dich plötzlich kalt abwerten oder aggressiv werden. Für ihn ist es schlicht ein Überlebensmuster.
Die tiefenpsychologische Erklärung für narzisstische "Liebe"
Hinter der glänzenden Fassade steckt ein zerbrechliches Selbst, das keine echte Intimität erträgt. Nähe bedeutet für ihn Gefahr, weil sie seine Verletzlichkeit sichtbar macht. Deshalb ersetzt er Nähe durch Kontrolle, Macht und Manipulation.
Für dich fühlt sich das am Anfang wie große Liebe an, weil er spiegelt, was du dir sehnlich wünschst. Für ihn ist es jedoch ein Arrangement, das nur so lange funktioniert, wie du „funktionierst“.
Die grausame Wahrheit über narzisstische Beziehungen
Die bittere Wahrheit lautet: Ein Narzisst liebt nicht dich, sondern die Funktion, die du für ihn erfüllst. Er braucht dich als Spiegel seiner Größe und als Versorger seiner Bedürfnisse – nicht als gleichwertigen Partner. Sobald du ein echter Mensch mit eigenen Grenzen bist, zerbricht seine Illusion. Seine Reaktion ist dann Kälte, Entwertung oder Aggression.
Opfer verstehen das nicht, weil sie von echter Liebe ausgehen: Wenn ich liebe, möchte ich nicht verletzen. Doch Narzissten lieben anders – oder besser gesagt: Sie „lieben“ nicht, sie funktionieren. Was sie Liebe nennen, ist eine Überlebensstrategie, in der Empathie keinen Platz hat.
Warum diese Erkenntnis so wichtig für deine Heilung ist
Die entscheidende Wende auf deinem Heilungsweg nach narzisstischem Missbrauch ist das Durchschauen dieses Mechanismus. Nicht, um dem Narzissten Vorwürfe zu machen, sondern um dich selbst aus der endlosen Schleife der Selbstzweifel zu befreien.
Du bist nicht schuld. Du bist nicht verrückt. Du bist jemand, der echte Liebe geben wollte – und an jemanden geraten ist, der nur vorgibt, das Gleiche zu können.
Erst wenn du diesen Unterschied erkennst, hört die quälende Frage auf: „Wie kann ein Mensch so sein?“ Die Antwort lautet: Er ist so, weil er nicht anders kann – und weil er nicht anders will. Dein Weg liegt nicht darin, ihn zu heilen, sondern dich selbst.
Fazit: Heilung bedeutet, dir selbst wieder zu vertrauen
Wer einmal verstanden hat, dass narzisstische „Liebe“ keine echte Liebe ist, kann beginnen, sich von Illusionen zu lösen. Dein Ziel ist nicht, ihn zu verändern – dein Ziel ist, dich selbst zu stärken.
Genau dabei begleite ich in meinem Coaching: den Unterschied klar zu erkennen, die eigenen Wunden zu heilen und wieder in die innere Stärke zu kommen.




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