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Narzisstische Beziehung verlassen: Wenn ein Narzisst selbst sagt „Lauf!“


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Warum es so wichtig ist, eine narzisstische Beziehung zu verlassen


Es gibt Momente in meiner Arbeit, in denen jemand etwas schreibt, das die Dynamik einer destruktiven Bindung so klar beschreibt, dass man spürt, wie viel Wahrheit darin steckt, nicht theoretisch, nicht aus Büchern, sondern aus dem Inneren eines Menschen, der genau weiß, wie sich die eigene Verletzung anfühlt und wie sie andere mit hineinzieht. Gerade wenn man versucht, eine narzisstische Beziehung zu verlassen, sucht man oft nach Antworten, nach Einordnung und nach einem letzten Beweis, dass es nicht an einem selbst liegt. Vor kurzem erhielt ich einen Kommentar von einem selbsterkannten Narzissten, mit dem ich persönlich bekannt bin und bei dem ich tatsächlich nur narzisstische Anteile wahrnehme und keine psychopathischen Strukturen. Seine Worte treffen einen Punkt, der kaum besser zusammenzufassen ist, und sie zeigen auf erschütternde Weise, weshalb es so schwer fällt, eine narzisstische Beziehung zu verlassen, obwohl genau das oft der einzige Weg in die eigene Selbstachtung ist.


Der Text eines selbsterkannten Narzissten – unverändert, nur rechtschreibkorrigiert


„Mit einem Narzissten eine Partnerschaft zu führen bringt genau das Gegenteil von dem, was eine Partnerschaft bedeuten/bringen soll. Ja, es ist traurig. Aber traurig sein hilft da nicht. – Kopf über Herz! Die einzige Begründung, da zu bleiben, wäre Liebe. Aber Liebe kennt der Narzisst nicht in dem Maße und auf die Art, wie ein gesunder Geist das tut. Trotzdem halten viele daran fest und hoffen. Wenn man kämpft und die Hoffnung nicht aufgibt, belohnt einen der Körper mit Hormonen, die einen weiter kämpfen lassen. Das an sich ist ja gesund. Nur nicht mit solch einem Gegenüber. Da muss sich der Kopf durchsetzen und die Vernunft greifen. Deswegen ist diese Aufklärung so immens wichtig. Sonst gehen gesunde Menschen mit gesundem Verhalten und viel Liebe im Herz einfach unter.


Ich kenne mich mit Autismus nicht aus (wie man vielleicht lesen konnte). Aber stell dir vor, man könnte Autisten nicht erkennen. Alle Welt wäre womöglich böse auf sie. Das Gesamtpaket Narzisst ist eine ganz üble psychologische Falle. Der Hass, den die Opfer verspüren, ist ja an sich berechtigt. Da steht ein augenscheinlich gesunder Mensch vor einem, der womöglich noch erfolgreich ist. Wieso tut der so etwas? Genau das muss die Welt verstehen!


Meditation zur Selbstreflexion und das Annehmen und Betrauern alter Wunden sollten Schulfach werden. Aber nein, da wird über Freud geredet, ganz abstrakt müssen die Kinder Sachen auswendig lernen, weil es kaum verständlich ist. – Schließe die Augen, schalte deinen Fokus ab, sieh, wie Gedanken in deinem Kopf aufploppen wie Blasen in einem Getränk, die an die Oberfläche kommen und wieder verschwinden. Betrachte diese Gedanken. Analysiere sie. Was will dein Unterbewusstsein erreichen? – Ein Narzisst sieht dabei, dass er Kontrolle über sein Selbstbild im Außen will. Oder Kontrolle über eine bestimmte Situation, die ihn sehr beschäftigt. Kontrolle über einen Menschen, der ihm so viel gibt, damit das Geben nicht aufhört. Dass er aber selber auch geben kann, ist ihm seit der Kindheit nicht bewusst. Er kann nur zeigen, dass er es wert ist, gemocht zu werden, das tut er und überschreitet dabei jegliche moralischen Grenzen, Grenzen, die sein Gegenüber setzt, erst recht.


‚Ich weiß, dass du Grenzen setzt, aber ich will dieses schöne Gefühl von Funkensprühen wieder haben! Ich weiß, dass du mich liebst, also umarme ich dich hinterrücks mit Versprechungen, die ich so gerne einhalten würde, aber nicht kann, damit du nicht gehst und ich dieses Gefühl habe, dass sich jemand um mich kümmert. Ich kenne keine Liebe, höchstens aus dem Fernsehen. Lieben/Kümmern bedeutet für mich elterliche Zuneigung ohne Bedingung, so wie ich es von meinen Eltern ersehnt habe. Für mich ist es normal, nach Liebe zu betteln, ohne zu geben. Ich bin emotional ein Kleinkind geblieben.‘


Aber welcher erfolgreiche Mensch würde sich das eingestehen? Ich persönlich konnte das, weil ich lange wusste, dass etwas nicht stimmt und mein Vater meine Entwicklung hemmt. Lange glaubte ich an so etwas wie eine selbsterfüllende Prophezeiung, wenn er mir mal wieder weismachen wollte, ich wäre finanziell und sozial abhängig von ihm. Aber das war es nicht. Ich fand keine Lösung, bis ich eines Tages emotional am Abgrund stand und dann meditierte. Viele andere hätten Meditation danach als Teufelswerk verurteilt, aber dank meiner vorigen Überlegungen wusste ich, dass das der Lichtblick war und ich durch diese Hölle muss, um ganz zu werden.


Wenn eine Beziehung euch auslaugt: Kopf über Herz! Den Weg, den ich gegangen bin (und ja, das hebt mich hervor, aber ich giere nicht länger nach Aufmerksamkeit), geht man nicht mal eben so. Macht euch absolut keine Hoffnung! Geht! Er/Sie ist ein Kind und es wird euch nicht gelingen, sein Wachstum nachholen zu lassen. Er verspricht und verspricht, um nicht zu fallen. Er will es allen zeigen. Aber er kann es nicht. Technisch ausgeschlossen. Maschine kaputt. Geht. Es wird ihn nur so lange verletzen, bis er sich ein neues Konstrukt gebastelt hat, das ihm wieder Zufuhr an Liebesenergie gibt.


Sorry für den langen Text. Ich habe das Gefühl, das muss raus, damit ich es selber verarbeiten kann. Damit ich nicht mehr über mich selbst traurig sein muss. Ich hoffe, es hilft zu verstehen und einzuordnen. Ich hoffe nicht auf verständnisvolle Reaktionen. Es ist meinem Ego mittlerweile egal. Was ich hier mache, ist die Wiederherstellung meines Selbstwertes für mich ganz alleine, und ich finde es moralisch höchst wichtig, mein Denken zu teilen. Ich weiß, dass ich korrekt handle. Das reicht tatsächlich aus, um mich selbst von innen heraus als etwas viel Besseres zu sehen als je zuvor.“


Was sein Text für Betroffene bedeutet


Wenn ein Narzisst mit dieser Klarheit beschreibt, wie seine eigene innere Welt funktioniert, bietet er Betroffenen nicht nur Einblicke, sondern eine Art Bestätigung, die vielen jahrelang fehlt. Sein Text macht deutlich, warum es so schwer ist, eine narzisstische Beziehung zu verlassen, obwohl am Ende genau das die einzige Chance auf emotionale Stabilität ist. Er zeigt, weshalb Hoffnung ein biochemisches Phänomen ist, das uns in destruktiven Kreisläufen hält, und weshalb die Liebe, nach der wir uns sehnen, mit diesem Gegenüber nie entstehen kann.


Zugleich beschreibt er die narzisstische Logik unfreiwillig präzise: das Betteln nach Liebe, das nicht Geben können, das Versprechen, das nicht Halten können, das Kontrollieren, um nicht verlassen zu werden. Genau diese Mechanismen machen es so schwer, eine narzisstische Beziehung zu verlassen, weil die kognitive Dissonanz zwischen Herz und Verstand schmerzhaft groß ist.


Warum dieser Einblick so wertvoll ist


Was seine Worte so besonders macht, ist nicht die Einsicht allein, sondern die schonungslose Ehrlichkeit, mit der er seine eigene Unfähigkeit zur Nähe beschreibt. Er bestätigt, dass Opfer nicht scheitern, weil sie zu wenig lieben, zu schwach sind oder zu empfindlich reagieren, sondern weil das Gegenüber emotional auf einem inneren Entwicklungsstand feststeckt, der keine Partnerschaft möglich macht.


Genau deshalb ist es oft ein Akt der Selbstrettung, eine narzisstische Beziehung zu verlassen, auch wenn der Weg dorthin schmerzhaft, lang und voller Ambivalenz ist.


Fazit


Es ist selten, einen so offenen Einblick von jemandem zu lesen, der selbst narzisstische Anteile trägt und trotzdem fähig ist, sein eigenes System zu betrachten. Für viele Betroffene kann dieser Text wie ein Spiegel sein, der endlich zeigt, dass nicht die eigene Liebe versagt hat, sondern dass die Struktur des Gegenübers keine gesunde Bindung zulässt. Vielleicht hilft genau dieser Blick dabei, sich selbst zu verstehen und die Kraft zu finden, das zu tun, was jahrelang unmöglich schien: eine narzisstische Beziehung zu verlassen und damit den Weg zurück in die eigene Selbstachtung zu beginnen.


FAQ

1. Woran erkenne ich, dass ich eine narzisstische Beziehung verlassen sollte?


Wenn du dauerhaft emotional erschöpft bist, ständig an dir zweifelst, deine Grenzen ignorierst, dein Selbstwert sinkt und Konflikte immer wieder umgedeutet oder gegen dich verwendet werden, handelt es sich um typische Dynamiken einer narzisstischen Beziehung. Sobald dein Nervensystem dauerhaft im Alarmzustand ist und du dich nicht mehr sicher fühlst, ist der Punkt erreicht, an dem du eine narzisstische Beziehung verlassen solltest.


2. Kann ein Narzisst eine gesunde Partnerschaft führen?


Ein Narzisst kann Nähe oft nicht halten, weil er keine stabile innere Bindungserfahrung besitzt und emotionale Bedürfnisse als Bedrohung erlebt. Auch wenn einzelne Narzissten reflektieren können, bleibt die Fähigkeit zu authentischer emotionaler Gegenseitigkeit eingeschränkt. Eine gesunde Partnerschaft setzt Verantwortungsübernahme voraus, und genau das ist in narzisstischen Strukturen meist nicht verfügbar.


3. Warum fällt es so schwer, eine narzisstische Beziehung zu verlassen?


Betroffene erleben eine starke biochemische Bindung: Auf Phasen der Idealisierung folgen Entzug, Schmerz und dann wieder Hoffnung auf Rückkehr der Zuneigung. Diese Zyklen erzeugen ein Suchtmuster im Gehirn. Zusätzlich verinnerlichen viele die Schuldumkehr des Narzissten und glauben, sie müssten nur „mehr Liebe geben“, um wieder Stabilität zu spüren. Genau diese Mechanismen machen es so schwer, eine narzisstische Beziehung zu verlassen.


4. Was passiert mit einem Narzissten, wenn man geht?


Narzissten erleben Verlust als Kontrollverlust und reagieren oft mit Wut, Opferrolle, Abwertung oder schnellen neuen Bindungen, um emotionale Versorgung aufrechtzuerhalten. Der Schmerz ist meist weniger echte Trauer, sondern das Wegfallen eines wichtigen Regulierungssystems. Sobald sie Ersatz gefunden haben, stabilisiert sich ihr System wieder, weshalb Betroffene sich nicht schuldig fühlen sollten, wenn sie eine narzisstische Beziehung verlassen.

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