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Warum Narzissten aus ihren Fehlern nicht lernen


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Manchmal gibt es im Leben eines Narzissten Momente, die härter treffen als jede Strafe. Es ist nicht das Gerichtsurteil an sich, nicht die Konsequenz, nicht einmal die öffentliche Bloßstellung. Es ist ein einziges Wort, das tiefer schneidet als alles andere: „dumm“.


Wenn ein Richter am Ende eines Betrugsverfahrens sagt, der Angeklagte sei bei seiner Tat „äußerst naiv“ gewesen, klingt das für Außenstehende fast harmlos. Wie ein weiches Polster für das Urteil, als habe man Mitleid mit jemandem, der es eben nicht besser wusste. Für einen Menschen mit stark narzisstischen Zügen jedoch bedeutet es einen Dolchstoß mitten ins Herz seines Selbstbildes.


Denn es ist nicht die Strafe, die ihn erschüttert. Nicht das Überführtsein. Sondern die öffentliche, offizielle Feststellung: „Du warst nicht raffiniert. Nicht überlegen. Nicht manipulativ. Du warst dumm.“


Warum Narzissten Dummheit nicht ertragen können


Das Selbstbild des Narzissten baut auf der Überzeugung, jedem überlegen zu sein. Er glaubt, er durchschaut andere Menschen, das System, die Gesellschaft. Er hält sich für unbesiegbar – und genau diese Hybris macht ihn blind. Er merkt nicht, wenn er selbst ausgetrickst oder betrogen wird. Denn in seiner Realität gibt es diese Möglichkeit nicht.


Wenn dann ein Richter zwischen den Zeilen sagt: „Sie haben sich selbst ausgetrickst“, bricht im Inneren etwas zusammen, das nach außen hin unsichtbar bleibt. Für den Narzissten ist Dummheit gleichbedeutend mit Ohnmacht. Und Ohnmacht ist das Gefühl, das er um jeden Preis vermeiden muss.


Wie Narzissten ihre Fehler umdeuten


Da diese Entlarvung nicht ausgehalten werden kann, braucht das innere System sofort eine Erklärung. Und diese Erklärung liegt niemals in ehrlicher Selbstreflexion. Stattdessen entstehen neue Narrative:


„Der Richter hat mich nicht verstanden.“

„Die Justiz ist korrupt.“

„Meine Ex hat ihn manipuliert.“

„Das Urteil ist politisch.“

„Ich wollte provozieren, um zu zeigen, dass das System falsch ist.“

Oder wie in meinem Fall: „Ich wollte doch nur meine Ehe retten.“


So verwandelt sich Naivität in Heldenmut, Versagen in scheinbare Stärke. Das Selbstbild bleibt gerettet – zumindest nach außen. Doch tief innen hat sich der Satz festgesetzt: „Du warst dumm.“


Warum Narzissten aus ihren Fehlern nicht lernen


Und hier zeigt sich das eigentliche Drama. Weil der Narzisst seine Fehler nicht als Fehler anerkennen kann, wird er sie zwangsläufig wiederholen. Jeder Mensch, der aus Erfahrungen lernt, braucht dafür die Fähigkeit zur Selbstkritik. Der Narzisst aber muss sein Selbstbild um jeden Preis schützen.


Darum bleibt er in einer Endlosschleife gefangen: Dieser Moment, in dem der Narzisst von Amts wegen als dumm eingestuft wurde - den vergisst er nicht. Und er wird alles dafür tun, dass es nie wieder passiert. Und genau deshalb wird es wieder passieren. Denn wer nichts lernt, wiederholt. Und wer sich für klüger hält als die Welt, landet immer wieder in der Realität – nur härter, nur schmerzhafter, nur zerstörerischer.


Fazit: Warum Narzissten Fehler wiederholen


Warum Narzissten aus ihren Fehlern nicht lernen, ist kein Rätsel, sondern eine logische Folge ihrer Persönlichkeitsstruktur. Sie dürfen nicht „dumm“ sein, weil ihr gesamtes Selbstbild auf Überlegenheit gebaut ist. Deshalb flüchten sie in Erklärungen, statt sich der Realität zu stellen.


Für Betroffene im Umfeld bedeutet das: Hoffnung auf Einsicht ist vergeblich. Wer sich schützen will, darf nicht darauf warten, dass der Narzisst aus seinem Verhalten lernt. Die Verantwortung, diesen Kreislauf zu durchbrechen, liegt bei einem selbst.

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