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Trauma-Bonding: Wenn du den Narzissten nicht verlassen kannst

  • Autorenbild: Marion Schimmelpfennig
    Marion Schimmelpfennig
  • 8. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 6. Aug.


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Trauma-Bonding fühlt sich nicht wie ein psychologisches Phänomen an, sondern wie ein unausweichliches Schicksal. Du weißt längst, dass er (oder sie) dir nicht guttut. Du hast Nächte durchgeweint, hast dir geschworen, diesmal wirklich zu gehen, hast ihn durchschaut, verflucht, verachtet – und dich ein paar Tage später wieder nach ihm gesehnt. Nicht nach dem echten Menschen, sondern nach dem kurzen Moment, in dem er dich ansah, als wärst du alles für ihn. Nach dem, was hätte sein können, wenn nur alles anders wäre. Trauma-Bonding bindet dich nicht an die Realität, sondern an eine Hoffnung.


Das ist keine Liebe. Es ist eine Fehlverdrahtung in deinem Gehirn, entstanden in Momenten, in denen dein Nervensystem in Alarmbereitschaft war und gleichzeitig für Millisekunden Glück, Trost, Nähe erhielt. Immer nur tröpfchenweise. Immer im Wechsel mit Angst, Verwirrung, Abwertung oder plötzlicher Entfremdung. Genau wie früher, wenn du als Kind spüren musstest: Ich muss mich anpassen, um nicht verlassen zu werden. Ich darf meine Gefühle nicht zeigen. Ich darf nicht stören. Ich bin verantwortlich für das, was andere fühlen.


Trauma-Bonding fühlt sich an wie eine Sucht nach genau dem Menschen, der dich verletzt. Wie das berühmte Tier im Käfig, das sich zum Wärter umdreht, wenn der Stromschlag aufhört. Nicht, weil der Wärter gut ist, sondern weil das Nervensystem gelernt hat: Er ist mein einziger Bezugspunkt. Er ist der Einzige, der den Schmerz beenden kann – und gleichzeitig der Einzige, der ihn verursacht.


Wer das nie erlebt hat, wird dich für verrückt halten. Wer es kennt, weiß, wie tief der Schmerz sitzt. Wie stark das Verlangen wird, genau dann zu schreiben, wenn du am meisten gelitten hast. Wie dein ganzer Körper rebelliert, wenn du auf Abstand gehst – obwohl dein Verstand längst verstanden hat, dass es keine Zukunft gibt. Das ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Zeichen dafür, dass dein Körper und deine Seele gelernt haben, Nähe und Gefahr nicht mehr voneinander zu unterscheiden.


Heilung bedeutet, diese Bindung zu entgiften. Die Illusion zu erkennen, dass er sich irgendwann erkenntlich zeigt für all das, was du ausgehalten hast. Es ist nicht deine Aufgabe, ihn zu retten. Es ist deine Aufgabe, dich zurückzuholen. Du warst viel zu loyal. Jetzt ist es an der Zeit, loyal zu dir zu werden.


Willst du tiefer einsteigen?

Meine Blogbeiträge geben dir Einblicke und Impulse – im Coaching können wir genau auf deine persönliche Situation schauen. Gemeinsam finden wir Klarheit, lösen alte Verstrickungen und stärken dich für deinen Weg zurück in ein freies, selbstbestimmtes Leben.

2 Comments


blausch-66
Aug 05

Der Satz: gesehnt nach dem wie es sein könnte, wenn alles anders wäre. Meine Gedanken, denn ich habe gesagt, wenn es gut ist ist er einfach der tollste und beste für mich, mein Leben. Aber wann und wue lange ist es mal gut?

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Marion Schimmelpfennig
Marion Schimmelpfennig
Aug 09
Replying to

Genau. Es ist immer nur für kurze Zeit "gut" - und selbst dann ist das eine Illusion ...

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